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Bei den Eidgenossen geht es weniger bürokratisch zuDie Kantone Basel-Stadt und Basel-Land spielen für den südbadischen Raum eine wichtige Rolle - vor allem als ArbeitgeberDie Schweiz ist extrem erfolgreich beim Anwerben ausländischer Investoren. Deutsche Wirtschaftsförderer blicken neidvoll auf Helvetien. Dank einfacherer Strukturen und einer wirtschaftsfreundlichen Politik haben die Schweizer die Nase vorn. Auch die Mentalität spielt eine Rolle.zurück zu FairtaxVon Andrea Gregor und Carola PigischBeim Besuch ausländischer Messen pflegen Politiker gewöhnlich die Stärke heimischer Wirtschaftsunternehmen zu preisen. Anders Ernst Pfister: als der Stuttgarter Wirtschaftsminister im vergangenen November die Zuliefermesse Swisstech in Basel besuchte, nutzte er die Visite, um die Defizite des deutschen Steuersystems zu beklagen. Jedenfalls strich die baden-württembergische Wirtschaftsförderungsagentur BWI per Pressemitteilung das Steuerlamento des Ministers als wichtigste Botschaft heraus. "Nur mit einer echten Steuerreform" könne der Standort Baden-Württemberg in der schwierigen internationalen Konkurrenzsituation bestehen, zitiert BWI den Wirtschaftsminister. Die mahnenden Worte kommen nicht von ungefähr. Seit Jahren zieht die Alpenrepublik deutsche Unternehmen an. Weh tun dem hiesigen Fiskus natürlich die schlagzeilenträchtigen Fälle wie der Molkereimogul Theo Müller, der seinen Wohnsitz an den Zürichsee verlegt hat. Aber auch der Strom von Investitionen mittlerer und kleinerer Unternehmen gen Schweiz macht deutsche Politiker und Wirtschaftsexperten nachdenklich. In den vergangenen drei Jahren seien mehr als 700 deutsche Unternehmen in die Schweiz gelockt worden, sagt Bertram Paganini, Handelsexperte der IHK Hochrhein-Bodensee. Die heimischen Betriebe würden "regelrecht abgesaugt". Kein Wunder: die Schweizer hätten es leicht, für ihren Standort zu werben. Die Kantone könnten bis zu fünf Jahre Steuerfreiheit anbieten, sagt Paganini. "Das geht bei uns natürlich nicht." Auch Michael Bertram, Leiter Marketing Europa bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Basel-Stadt und Basel-Land, streicht die Erfolgsbilanz der Schweiz heraus. Deren Ansiedelungspolitik sei weitaus erfolgreicher als etwa die Bilanz von Baden-Württemberg, sagt Bertram. So hätten im Jahr 2003 in der gesamten Schweiz 446 ausländische Unternehmen fast 2100 Jobs geschaffen. Im deutschen Südwesten seien die Zahlen erheblich niedriger. Zwar liege das auch daran, dass die Schweizer Wirtschaftsförderer tendenziell höhere Budgets haben als ihre deutschen Kollegen - aber nicht nur. "Man kann viel Geld haben und es mit Anzeigen verpulvern", urteilt Bertram. Vielmehr gebe es von den kantonalen Politikern klare Zielvorgaben. Und die würden in der Regel auch erreicht, betont der Wirtschaftsförderer. Ist die Schweizer Konkurrenz tatsächlich erfolgreicher als die BWI? "Jein", antwortet ein Sprecher der Stuttgarter Agentur. Zwar seien mit jährlich rund 100 neuen Ansiedelungen oder Kapitalbeteiligungen ausländischer Unternehmen die Zahlen niedriger als bei den Eidgenossen. Man dürfe aber nicht nur auf die Zahlen schauen, sagt der Sprecher. Baden-Württemberg sei durch seinen Branchenmix und viele technologisch führende Unternehmen ein attraktiver Standort. Bertram streicht gleichwohl die Vorteile der Schweiz heraus. Da er für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Region Dreiländereck-Hochrhein gearbeitet hat, kennt er beide Seiten. In der Schweiz werde viel schneller über Anfragen von potenziellen Investoren entschieden. Ein junges Biotechnologieunternehmen habe, so berichtet Bertram, für die weitere Entwicklung Geld benötigt. Voraussetzung für die Finanzierung sei gewesen, dass die bestehende GmbH in eine Aktiengesellschaft umgegründet werden musste. Gleichzeitig habe der Gesellschafter Kapital in Form von Patenten und Laboreinrichtung ins Unternehmen einbringen wollen - ein steuerlich komplizierter Fall. Doch innerhalb von zwei Wochen habe die Firma eine verbindliche Auskunft vom Finanzamt gehabt, und das Gesellschafterkapital habe innerhalb von drei Wochen zur Verfügung gestanden. Bertram: "In Deutschland hätte das wesentlich länger gedauert." Was können die Eidgenossen, was die Deutschen nicht können? Der Baseler Wirtschaftsförderer verweist zum einen auf die Strukturen. In dem Sieben-Millionen-Einwohner-Land sei die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen einfach zu realisieren. Die Schweizer hätten sozusagen eine Verwaltungsebene weniger, wenn man unterstelle, dass die Kantone mit den deutschen Landkreisen vergleichbar seien. Was manchmal spöttisch als Kantönligeist bezeichnet werde, sorge für erhebliche Vorteile. Die Kantone könnten sich einfach an Veranstaltungen des Bundes anhängen, die dieser beispielsweise in den USA oder der EU ausrichte. Zudem sei die Mentalität eine andere. Hier zu Lande würden etwa Steuerthemen wesentlich zäher behandelt als im südlichen Nachbarland. "Steuerpflichtige gelten in Deutschland doch häufig erst mal als potenzielle Straftäter", sagt Bertram. In der Schweiz sei den Mitarbeitern der Finanzbehörden dagegen bewusst, dass die Steuerzahler den Kanton am Leben erhalten. Entsprechend würden sie sie auch behandeln. Auch die Bürokratie arbeite schneller. Während in der Bundesrepublik die Gründung einer GmbH bis zu drei Monate dauere, sei dies in der Schweiz innerhalb von 14 Tagen möglich, und das obwohl die Schweizer Amtsstuben personell nicht besser besetzt sind als die deutschen. Attraktiv für ausländische Investoren ist auch das wirtschaftsfreundliche Klima in der Schweiz. Die landläufige Meinung, dass das Land wegen der hohen Einkommen der Arbeitnehmer ein teurer Standort sei, stimmt so nicht. Die Arbeit ist billiger als in Deutschland. Zwar sind die Stundenlöhne der Schweizer tatsächlich höher als die der Deutschen, aber die Zusatzkosten liegen pro Arbeitsstunde um bis zu drei Euro niedriger. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft kostet eine Arbeitsstunde im verarbeitenden Gewerbe in der Schweiz insgesamt 25,60, in Deutschland 27,09 Euro. Dennoch: es gibt auch Schweizer Unternehmen, die in Deutschland investieren. "Viele wollen ein Standbein in der EU", sagt Rolf Lüpke, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizerischer Unternehmen in Deutschland. Als die Schweizer im Jahr 1992 den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum abgelehnt haben, hätten viele Unternehmer eine Dependance in Deutschland eröffnet oder sich an einem deutschen Unternehmen beteiligt. 1800 solcher Beteiligungen gibt es inzwischen. Rund 1200 schweizerische Unternehmen waren zuvor schon da. "Deutschland ist der größte Markt in der EU, außerdem sprechen wir dieselbe Sprache und haben eine ähnliche Mentalität", sagt Lüpke. Einen weiteren Schub habe es nach der Wende gegeben, damals hätten viele Schweizer im Osten Deutschlands investiert. Der Schwerpunkt der Schweizer Investitionen in Deutschland - 70 bis 80 Prozent - liegt allerdings in Baden-Württemberg. "Das ist eine Art Tradition", sagt Rolf Lüpke. Die badische Grenzregion jedenfalls profitiert. Schon seit Jahren ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk sehr niedrig. Aktuell liegt sie bei 5,7 Prozent und damit weit unter dem westdeutschen Schnitt von 8,7 Prozent. Das liegt einerseits an den Schweizer Unternehmen, die im Badischen investieren. Mehr als die Hälfte der internationalen Firmen in der Wirtschaftsregion Lörrach hat ihren Hauptsitz in der Schweiz. Ein weiterer Grund für die gute Arbeitsmarktlage ist die Nähe zur Schweiz. Mehr als 21 000 Menschen fahren morgens über die Grenze, um in der Schweiz zu arbeiten. |
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