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Stuttgarter Zeitung 05.03.2005 Seite  16 145 Zeilen WIRT

Vor allem Mittelständlern erscheint die Schweiz als gelobtes Land

Geringere Steuern und niedrigere Lohnkosten machen es für viele deutsche Unternehmen attraktiv, sich jenseits der Grenze anzusiedeln

Immer mehr deutsche Industriefirmen aus dem Grenzgebiet zur Schweiz siedeln sich bei den Eidgenossen an. Niedrigere Steuern und Lohnkosten sowie Vergünstigungen in den ersten Jahren locken insbesondere Mittelständler aus Deutschland.

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Von Wolfgang Messner

 

Die Marquardt GmbH liegt versteckt in Rietheim-Weilheim im Kreis Tuttlingen, am Rande der Schwäbischen Alb. Dies tut dem mittelständischen Unternehmen keinen Abbruch. Die Firmengruppe erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 323 Millionen Euro und ist weltweit führend mit der Entwicklung und Herstellung von elektronischen und elektromechanischen Schaltern und Schaltsystemen für die Automobil-, Elektrowerkzeug- und Haushaltsgeräteindustrie. Die Marquardt GmbH ist bodenständig. Bereits 1925 wurde die Firma gegründet. Der Standort wurde stetig ausgebaut - im In- und Ausland. 2003 investierte Marquardt 35 Millionen Euro in neue Werkshallen und Maschinen am Stammsitz und sicherte 1800 Mitarbeitern längerfristig die Arbeitsplätze.

Als das Unternehmen 1999 einen neuen Produktionsstandort für Elektrowerkzeugschalter suchte, wählte man unter fünf Alternativen in der Schweiz und Frankreich den Standort Schaffhausen. "Wir wollten dahin, wo auch unsere Kunden sind", sagt Harald Marquardt, Sprecher der Geschäftsleitung. "Unseren neuen Standort mussten wir nach harten wirtschaftlichen Kriterien aussuchen", sagt Marquardt. Gegen Deutschland sprachen die kurze Arbeitszeit und die hohen Lohnkosten. Selbst die Tatsache, dass die Firma erst vor kurzem durch eine interne Betriebsvereinbarung die Arbeitszeit in Rietheim von 35 auf 36,7 Stunden erhöht hatte, steigerte den Reiz zur Investition hier zu Lande nicht.

Die Schweiz hatte Besseres zu bieten. Statt 35 oder 36,7 werden dort 41 Wochenstunden gearbeitet. Kaum ein Arbeitnehmer hat mehr als 25 Tage Urlaub im Jahr, und so viele Feiertage wie in Baden-Württemberg gibt es dort auch nicht. 1800 Arbeitsstunden leisten die Schweizer durchschnittlich, 200 mehr als in Deutschland. Dass das Lohnniveau in der Schweiz etwa 20 Prozent höher ist als in Deutschland, wird durch die längere Arbeitszeit und die hohe Qualifikation der Beschäftigten wieder ausgeglichen. So lautet zumindest die Erfahrung der Endress+Hauser-Gruppe mit Sitz im schweizerischen Reinach. Die Firma wurde 1953 gegründet und ist heute mit mehr als 6000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 734,8 Millionen Euro einer der weltweit größten Anbieter von Sensoren, Messgeräten und Systemkomponenten für die Verfahrenstechnik. Sie ist in 37 Ländern vertreten, hat aber in Reinach, in Maulburg im Kreis Lörrach und im französischen Huningue Schwerpunkte. Die Vor- und Nachteile des Wirtschaftsstandorts Deutschland sieht man dort nüchtern.

Für Deutschland sprechen der hohe Ausbildungsstandard und die lebendige Forschung, sagt eine Sprecherin. Problematisch vermerkt würden von internationalen Firmen wie Endress+Hauser das strenge deutsche Arbeitsrecht, die betriebliche Mitbestimmung sowie die hohe steuerliche Reglementierung. Kurzum, man kommt zum gleichen Ergebnis wie der Mittelständler Marquardt. Die Schweiz kommt ihm vor wie das gelobte Land, sagt Harald Marquardt. Mit offenen Armen sei man im Kanton Schaffhausen empfangen worden. Ein 80 000 Quadratmeter großes Areal in Herblingen wurde der schwäbischen Firma angeboten. In nur sechs Wochen war die Genehmigung für den sieben Millionen Euro teuren Bau erteilt. Gerade zehn Monate dauerte es, bis die Fabrik stand. Dazu gibt es in den ersten zehn Jahren der Ansiedelung Vergünstigungen, die kantonal unterschiedlich ausfallen und individuell ausgehandelt werden. Heute arbeiten für Marquardt in dem Vorort Schaffhausens 150 Beschäftigte, ein Drittel sind Schweizer. Bereut hat er den Gang über die Grenze noch nie - im Gegenteil.

Das hofft auch Bruno Maier für seine stark expandierende Firma Wefa in Singen, einem Spezialisten für Strangpresswerkzeuge für die Aluminiumindustrie. Die Wefa ist Weltmarktführerin für speziell beschichtete Werkzeuge. Auch Maier wollte die deutschen Standortnachteile nicht mehr länger mittragen. In Thayingen direkt an der Schweizer Grenze fand er, was er suchte: ein 60 Hektar großes Areal, dazu äußerst günstige Rahmenbedingungen. So darf die Wefa ihre Fabrikhalle binnen zehn Jahren abschreiben - viel schneller als in Deutschland. Manche Maschinen kann die Firma sogar sofort und in vollem Umfang steuerlich geltend machen. "Bei uns hat der Finanzminister erst vor kurzem die Bemessungsgrundlage für Abschreibungen auf teilweise bis 13 Jahre erhöht", klagt Maier. Seine hochmodernen Maschinen seien aber bereits in der Hälfte der Zeit technisch veraltet. Statt 42 Prozent Steuern zahle die Unternehmung in der Schweiz 24 Prozent. Zwischen 50 000 und 60 000 Euro werde das der Wefa im Jahr einsparen.

Am 1. April wird die Wefa Swiss AG, eine Tochter der Wefa Inotec, direkt an der Grenze mit dem Bau einer Produktionshalle und einem Verwaltungsgebäude beginnen. Rund 7,5 Millionen Euro will Maier in den nächsten Jahren investieren. Im November soll die Produktion mit zunächst fünf Fachkräften beginnen, später soll die Mannschaft bis auf 30 anwachsen. Hier sollen hochmoderne Kleinstprofilwerkzeuge für die Automobilindustrie gefertigt werden.

Bruno Maier steht nicht im Verdacht, ein Erzkapitalist zu sein. Für Innovationen und die Mitarbeiterführung gelangte die Wefa unter die Top 100 der deutschen Unternehmen. Früher war Maier selbst Angestellter. Bei der Alusingen leitete er die Werkzeugherstellung. 1986 übernahm er die Firma zusammen mit dem Ex-Alusingen-Geschäftsführer Dietrich H. Boesken im Management-Buy-out. Sie zogen nach Singen, nannten sich Wefa und spezialisierten sich auf Werkzeuge für die Aluminiumindustrie. Zehn Millionen Euro hat die Wefa in Singen investiert. Heute beschäftigt sie 120 Facharbeiter, besitzt die Wefa Inotec und eine weitere Tochterfirma in Tschechien. Umsatz: 20 Millionen Euro.

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